Ein Krankenhaus in Utah/ USA versagt auf verantwortungslose Weise bei einer Geburt, was dazu führt, dass das Kind mit schweren Behinderungen auf die Welt kommt. Das Gericht hat nun den Betreiber des Krankenhauses zu fast einer Milliarde Dollar Schadenersatz verurteilt. Von 2019 bis 2025, insgesamt etwa 5 Jahre. Sehr schnell arbeitete das Gericht.

Das Urteil im US-Bundesstaat Utah, bei dem den Eltern Anyssa Zancanella und Danniel McMicheal sowie ihrer Tochter Azaylee rund 951 Millionen Dollar (umgerechnet ca. 814 Millionen Euro) Schadenersatz zugesprochen wurden, ist ein bemerkenswerter Fall, der das Verbraucher- und Patienrecht von Einzelbürgern im Gesundheitswesen der USA stärkt. Dort haben Einzelbürger in ihren Eigenschaften als Verbraucher einen sehr hohen Schutz. Der medizinische Fehler während der Geburt, der zu schweren Schäden bei der kleinen Azaylee führte, wurde als so gravierend eingestuft, dass es zu dieser rekordverdächtigen Schadenersatzforderung kam.
Die ersten 39 Wochen und zwei Tage von Anyssa Zancanellas Schwangerschaft waren, wie sie sich erinnert, „so schön“. Sie sang ihrem ungeborenen Kind jeden Abend vor, freute sich über Momente wie den ersten Herzschlag ihrer Tochter, die Ultraschallbilder und das Einrichten des Kinderzimmers. Bis kurz vor dem errechneten Geburtstermin im Oktober 2019 verlief die Schwangerschaft laut den späteren Anwälten der Familie „normal und unauffällig“.
Doch dann platzte ihre Fruchtblase während eines kurzen Urlaubs im Salt Lake County – mehrere Stunden entfernt von ihrem Zuhause und ihrer Frauenärztin in Wyoming. Ihre Verwandten suchten online nach dem nächstgelegenen Krankenhaus und brachten sie ins Jordan Valley Medical Center in West Valley City, das damals Steward Health Care gehörte.
Dort, so heißt es später in der Klage der Familie, reagierten unerfahrene Krankenschwestern nicht auf Anzeichen dafür, dass das Baby in Not war. Stattdessen gaben sie Zancanella über Stunden „übermäßige“ Dosen des wehenfördernden Hormons Pitocin, während der diensthabende Arzt nur wenige Meter entfernt schlief.
Erst mehr als einen Tag nach ihrer Aufnahme wurde ein Kaiserschnitt durchgeführt – zu spät. Das Kind hatte in dieser Zeit zu wenig Sauerstoff bekommen und erlitt schwere Hirnschäden. Laut Gerichtsunterlagen gehen Ärzte davon aus, dass das Mädchen lebenslang behindert sein wird.
Quelle: The Salt Lake Tribune >>>
Dieser Fall ist ein erschreckendes Beispiel dafür, welche Gefahren das US-Gesundheitssystem riskiert, wenn es schwerwiegende Vorfälle als bloße Einzelfälle abtut. Ein Menschenleben leichtfertig zu gefährden, ist ein inakzeptabler Leichtsinn – insbesondere in einem der sensibelsten Momente des menschlichen Lebens. Das Vertrauen der Eltern und die Rechte des Kindes wurden in eklatanter Weise missachtet.
Doch das US-Rechtssystem hat in einem zügigen Verfahren sichergestellt, dass die Rechte der Verbraucher – in diesem Fall der Eltern und ihres Neugeborenen – nicht von der Macht großer Institutionen wie Krankenhäusern untergraben werden. Dies gilt auch dann, wenn diese Einrichtungen Millionen an Steuergeldern erhalten und tausende Arbeitsplätze sichern.
Das Leben und die Würde des Menschen müssen stets oberste Priorität haben – gerade im Gesundheitswesen.
Gerichtsurteile wie dieses sind ein notwendiger Schritt, um sicherzustellen, dass Gesundheitsdienstleister für ihre Fehler Verantwortung übernehmen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht das Krankenhaus als Institution, sondern der Schutz der betroffenen Familie und die Durchsetzung von Gerechtigkeit für das verletzte Kind. Solche Entscheidungen senden ein klares Signal: Die Rechte von Patientinnen und Patienten als Verbraucher medizinischer Leistungen dürfen niemals hinter wirtschaftlichen oder institutionellen Interessen zurückstehen.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das individuelle Verbraucherrecht der Eltern – in diesem Fall die Rechte auf eine sichere, verantwortungsvolle und professionelle medizinische Betreuung – nicht nur gesetzlich geschützt, sondern auch rigoros durchgesetzt werden. Die Verantwortung des Krankenhauses darf nicht unter dem Deckmantel von Steuergewinn oder finanziellen Interessen verborgen werden. Stattdessen muss die Gesundheit und das Wohl des einzelnen Patienten immer an erster Stelle stehen.
Die Milliardenzahlung des Gerichts an die Eltern könnte als Präzedenzfall dienen und als Warnung für andere Krankenhäuser und Institutionen gelten: Wenn sie gegen die Standards der medizinischen Sorgfaltspflicht verstoßen, müssen sie für die Konsequenzen aufkommen.
Der Konzern, der in den USA zahlreiche Krankenhäuser betrieb, ist mittlerweile insolvent. In der Anhörung nannte der Richter das Verhalten des Unternehmens einen „Ein Versuch, die Gerechtigkeit zu untergraben“.
Dieser Fall verdeutlicht, wie essenziell es ist, dass die Rechte der Individuen immer gewahrt bleiben, auch wenn finanzielle Interessen und wirtschaftliche Anreize im Spiel sind. Ein effektiver Verbraucherschutz im Gesundheitswesen schützt nicht nur die Patienten, sondern sorgt auch für eine faire, gerechte Gesellschaft, in der Institutionen nicht über dem Gesetz stehen.
In Deutschland würde ein Fall wie der in Utah weder zu einem so hohen Schadenersatz führen, noch würde das Gericht so schnell entscheiden. Ein solcher Fall würde den Verbraucher zermürben und krank machen, denn neben der Belastung, sich um das behinderte Kind zu kümmern, müsste er oder sie jahrelang vor Gericht kämpfen. Da es allgemein bekannt ist, dass das System so funktioniert, werden die meisten Verbraucher vom System ruhig und gefügig gestellt und müssen mit ihren bitteren Schicksalen allein zurechtkommen. Wenn Verbraucher den Fall vor Gericht bringen, würde die deutsche Rechtsprechung zwar die Verantwortung des Krankenhauses und der behandelnden Ärzte prüfen müssen, doch dieser Prozess würde deutlich langsamer verlaufen, da Einzelverbraucher im deutschen Justizsystem generell keinen Vorrang haben. Zudem würden die Beträge für Schadenersatz und Schmerzensgeld deutlich niedriger ausfallen.
Schmerzensgeld: In Deutschland gibt es zwar Schmerzensgeld, aber die Beträge sind in der Regel viel niedriger als in den USA. Zum Beispiel könnten die Eltern und das Kind für die physischen und psychischen Schmerzen einen Betrag zwischen 10.000 und 200.000 Euro erhalten, je nach Schwere des Falls. In den USA sind Schmerzensgelder häufig deutlich höher, und es gibt Fälle, in denen sie in die Millionen gehen.
Dauer des Prozesses: In Deutschland würde der Prozess ebenfalls lange dauern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche medizinrechtlichen Streitfälle 5 bis 10 Jahre oder mehr in Anspruch nehmen, bis es zu einem endgültigen Urteil kommt.
Eingeschränkte bis nicht existierende Unterstützung für Einzelne: Viele Patienten sehen sich in Deutschland mit einer überwältigenden Bürokratie und langwierigen Prozessen konfrontiert, die die Klageführung gegen Ärzte und Krankenhäuser erheblich erschweren. Große Institutionen wie Krankenhäuser, Versicherungen und die Ärztekammer sind nicht nur mächtig, sondern verfügen auch über weitreichende juristische Ressourcen und sind enger mit der Politik vernetzt als die betroffenen Patienten.
In Deutschöand geniesst der Schutz von Unternehmen und deren wirtschaftlicher Stabilität einen wesentlicheren höheren Ranh, da er als zentraler Bestandteil der nationalen wirtschaftlichen Strategie betrachtet wird. Insbesondere größere Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und zur Stärkung der Volkswirtschaft mit Steuergeld und Arbeitspätzen beitragen, erhalten oft eine starke staatliche Unterstützung. Doch während Unternehmen in diesem Kontext oft großzügige Förderungen und Hilfen erfahren, haben viele Verbraucher das Gefühl, dass ihre Rechte und Interessen im Vergleich dazu zu wenig Beachtung finden.
Im Vergleich zu den USA, wo juristische Fehlbehandlungen häufig zu hohen Schadenersatzforderungen und einer schnellen Urteilsfindung führen, ist das System in Deutschland langsamer und sozial-segregierender. Für die betroffenen Familien kann dies eine erhebliche Belastung darstellen, besonders wenn es um die langfristige Versorgung eines schwer behinderten Kindes geht, da der Zugang zu gerechtfertigten Entschädigungen und Unterstützung oft von sozioökonomischen Faktoren abhängt
Besonders in Bereichen wie medizinischen Fehlern, Bankgeschäften oder Vertragsstreitigkeiten scheint es, als würde der Staat weniger in den Schutz der Verbraucher investieren und stattdessen stärker den wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen dienen. In vielen dieser Fälle, so die Wahrnehmung, spielen wirtschaftliche Lobbys eine zu große Rolle, was den Schutz des Einzelnen untergräbt.
Fazit
In den USA übernehmen spezialisierte Kanzleien viele Fälle auf Erfolgsbasis (contingency fee) – der Verbraucher zahlt erst, wenn er gewinnt. Dadurch können auch „kleine Leute“ gegen Konzerne vorgehen. Durch punitive damages kann ein Gericht Unternehmen massiv bestrafen – das schreckt Institutionen ab. So etwas gibt es in Deutschland nicht. Auch wenn Deutschland auf dem Papier einen stabilen rechtlichen Rahmen für Verbraucherrechte hat, ist die Durchsetzung im Alltag oft schwer. Für einzelne Bürger ist es in der Praxis sehr kompliziert, Verstöße gegen ihre Rechte zu ahnden: Verfahren sind teuer, langwierig und kompliziert, und Gerichte zeigen bei Einzelfällen häufig wenig Engagement, die Macht großer Unternehmen einzuschränken.
Zwar gibt es Gesetze zum Schutz der Verbraucher, doch sie wirken oft nur theoretisch. Individuelle Verbraucher stehen oft allein da, wenn sie gegen irgendwelche Unternehmen vorgehen müssen, und müssen hohe Kosten, bürokratische Hürden und geringe Aussicht auf schnelle Gerechtigkeit in Kauf nehmen.
Im Vergleich dazu haben Verbraucher in den USA – trotz eines weniger umfassenden gesetzlichen Rahmens – oft stärkere praktische Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen, etwa durch die Aussicht auf hohe Strafschadensersatzleistungen. In Deutschland hingegen sind Einzelpersonen in Konflikten mit Unternehmen – insbesondere mit mächtigen Konzernen – häufig machtlos. Dieser Missstand verdeutlicht, dass „Recht auf dem Papier“ nicht automatisch auch „Recht in der Praxis“ bedeutet. Recht zu haben und Recht zu bekommen ist oft ein Privileg finanziell besser situierter Bürger – eine äußerst bedenkliche Schieflage in einem Rechtsstaat.
Der Originalartikel kann hier auf Englisch gelesen werden: The Salt Lake Tribune >>>
Fälle von Behandlungsfehlern in Deutschland
Laut verschiedenen Schätzungen und Quellen ist die Zahl der gerichtlichen Verfahren aufgrund ärztlicher Behandlungsfehler in Deutschland relativ gering im Vergleich zur Gesamtzahl der Vorfälle. Etwa 20.000 bis 30.000 Fälle von Behandlungsfehlern kommen jährlich zur Anzeige oder werden zumindest gemeldet, aber nur ein kleiner Teil dieser Fälle geht tatsächlich vor Gericht.
Die Zentralstelle für Medizinische Dokumentation und der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) schätzen, dass jährlich mehr als 300.000 Menschen in Deutschland Opfer eines ärztlichen Behandlungsfehlers werden. Davon sind etwa 10% bis 15% Fälle, die zu ernsthaften und langfristigen Gesundheitsschäden führen. Das entspricht etwa 30.000 bis 45.000 Fällen jährlich.
- Jährlich geschätzte Fälle von Behandlungsfehlern: ca. 300.000
- Gerichtliche Verfahren aufgrund von Behandlungsfehlern: ca. 20.000 bis 30.000 Fälle jährlich (Schätzung)
- Zahl der vor Gericht gebrachte Fälle: Ein kleiner Teil der gemeldeten Behandlungsfehler führt tatsächlich zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung.
Diese Zahlen zeigen, dass zwar eine erhebliche Zahl von Menschen von Behandlungsfehlern betroffen ist, jedoch nur ein Bruchteil dieser Fälle den Weg vor Gericht findet.
Quelle, Beispiele:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/statistik-behandlungsfehler-patienten-100.html
Der Staat beschützt die Unternehmen mehr als Individuen, die von Unternehmen aller Art missbraucht werden
1997: Ein Arzt zwingt über Jahre seine Patientinnen zum Sex – und wird gerade mal zu 5.000 Mark Geldbuße verurteilt.
„Ein Arzt zwingt über Jahre seine Patientinnen zum Sex – und wird gerade mal zu 5.000 Mark Geldbuße verurteilt.“
Hier können Sie sich die Videoreportage ansehen: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama/archiv/1997/Fuenfzehn-Meter-Akten-fuer-zwei-Saetze-Reformstau-in-Deutschland,erste6768.html
PATRICIA SCHLESINGER: Demokratie – hier manchmal so unbeweglich wie ein zu fett gewordenes Haustier.
2022: „…nur selten kommt es zur Anzeige„
„Ein Bielefelder Anästhesist vergewaltigt mehrere Patientinnen im Krankenhaus, die bei der Tat unter Medikamenteneinfluss stehen. Solche Beispiele sexueller Übergriffe beim Arzt ließen sich lange fortsetzen, doch nur selten kommt es zur Anzeige.„
Quelle: Medical Tribune, 01.03.2022 >>>
2025: Vergewaltigung bei Darmspiegelung – Arzt verurteilt
Die Taten fanden zwischen 2017 und 2021 statt, in einer Münchner Gemeinschaftspraxis, während Patientinnen für Darmspiegelungen unter Betäubung waren. Vier Mitarbeiterinnen der Praxis zeigten den Arzt an. Das Gericht betonte, ihre Aussagen seien glaubwürdig und es gebe keine Anzeichen für Absprache, gegenseitige Beeinflussung oder Belastungseifer. Es wird vielfach hervorgehoben, dass die Mitarbeiterinnen großen Mut bewiesen haben, insbesondere angesichts der beruflichen und sozialen Risiken, die mit einer Anzeige gegen einen Kollegen oder Vorgesetzten verbunden sind.
Das Gericht verzichtete auf ein Berufsverbot gegen den Arzt.
Ärzte haben eine sehr starke Lobby und Verbraucher haben kaum effektiven Schutzmechanismus: Die Ärztekammer. So einen Fall zu Gerich zu bringen ist es in Deutschland noch extrem schwer.
Wie komplex es war für die Betroffenen gegen Ärztekammer, die sich sowieso vor die Ärzteschaft stellt, gegen deren Fiananzkraft und selbst gegen den Staat Widserstand zu leisten, damit der Staat ermittelt, kann ich es mir nur vorstellen, aus eigenen Erfahrungen mit der hessischen Ärztekammer.
Warten Sie nicht, bis Sie selbst Opfer eines schwachen Rechtsschutzmechanismus für individuelle Verbraucher werden. Engagieren Sie sich noch heute in unserem Projekt! Mach mit! >>>